Mit Herz und „Soul“, Mind the gap oder wie Motivation frei gesetzt wird

Regatta segeln gegen Profis– eine Herausforderung zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Sechs Menschen, teils erfahrene, teils unerfahrene Segler, stellten sich ihr unter dem Motto „Mind the GAP®“ – und konnten nur siegen. Ein neues Team wuchs in vier Tagen über sich hinaus. 
Bericht von Sailact:
Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen sondern, das was wir dadurch werden“ (John Ruskin)

CSI-CUP 2006

35 Schiffe nehmen teil, 11 in der Einheitsklasse Salona 37 R, eines darunter namens „Soul“ ist mit Seminarteilnehmern besetzt. Sailact bietet jedes Jahr einen Workshop im Rahmen einer Regatta und damit ein besonders Umfeld für Führungskräfte. Sie können sich nicht nur mit dem Thema Teamarbeit auseinandersetzen. Hier müssen sie es, wollen sie bestehen. Denn die Seglerelite ist mit am Start. Und so wählte die sechsköpfige Sailact-Racing-Crew das Motto „Mind the GAP®“. Warum? „Gegen die erfahrenen Segelprofis anzutreten, bedeutet für uns, dass ein Einzelner keine Chance hat – nur ein Team, dass keine Lücke offen lässt und jede Schnittstelle kennt und einübt, hat überhaupt eine Chance“, sagt Thomas Leitgeb, Skipper und Sailact-Trainer. Das Material stimmt jedenfalls: Die Salona ist mit modernster Segeltechnik ausgerüstet und hat einen Spinnaker (SPI) an Bord. Los geht’s. Auszüge aus dem Live-Bericht vom CSI Cup.

1. Tag

Das Training am Sonntag ist  bei Wind von 1-2 Bft. optimal und wir hoffen auf eine ruhige Woche, die ideal für unseren Racer und unsere noch geringen SPI-Erfahrungen ist. Das Training ist vor allem vom Kennenlernen der Arbeitsaufgaben jeder Person geprägt. Stärken und Schwächen stehen im Vordergrund, Optimierung der Funktionen. Der Speed bei den Manövern ist daher noch nicht so toll. Am Montag ist dann alles anders, der Wetterbericht meldet S-Wind mit bis zu 35kn. An den Gesichtern der Skipper der Einheitsklasse ist zu erkennen, dass sich alle nur eine Frage stellen. „Bis zu welcher Windstärke wird einer der Profisegler noch den SPI setzen?“ Wir sollten es bald wissen! Die erste Wettfahrt beginnt noch bei lauen 15 bis 18kn aus Süden, für die SALONA 37R schon einiges an Wind, aber wir bekommen den Trimm gut hin und kommen als Nr. 6 an die Luv-Tonne. Dann macht der Wind eine leichte Pause und  wird schwächer, wir setzten SPI und alles geht bestens. Auf dem letzten Schlag holen wir noch eine SALONA 37R  und wir sind auf Platz 5! Jubel an Bord denn bei den internen CSI-Prognosen wurde uns maximal Platz 6, gegen die Segelelite zugetraut. Hoch motiviert gehen wir in die 2. Wettfahrt, mittlerweile haben wir 22kn Wind aus SW, motiviert durch den ersten Erfolg halten wir Am Wind mit den Top 3 mit und schaffen nach spannenden Einzelkämpfen einen unglaublichen 4. Platz.

2. Tag

Der nächste Wettfahrtstag beginnt wie schon bisher mit einer Überraschung, NE bis 40kn. Wieder stellen sich alle die Frage nach dem SPI, aber Illusion hat keiner mehr von uns, denn die Top 3 setzten bisher immer den SPI-  egal wie viel Wind gerade auf der Anzeige stand. Meist fahren sie ihn auch noch bei Halbwind und das bei Böen bis zu 20 kn. Es ist für uns klar, die Profis gehen immer ans Limit und schenken den Schiffen absolut nichts, ganz zu schweigen davon, dass es schon eine Meisterleistung ist,  in diesen Situationen das Schiff noch unter Kontrolle zu halten. Ein guter Start bei der 3. Wettfahrt und wir gehen  als 4. um die Tonne und jetzt muss der SPI hinauf, egal was der Windanzeiger sagt, sonst sind wir hinten. Alles klappt und wir kommen mit gut 10 kn voran. Das Schiften klappt gut und wir belegen den 2.  Platz- keiner kann es fassen, erneut unglaubliche Freude bei unserem super Team! Die 4. Wettfahrt. Eine weitere lange Wettfahrt folgt, unsere gute Leistung Am Wind zeigt sich wieder nach einem guten Start, wir gehen knapp als Nr. 3 um die Luvtonne. Dann fehlt uns doch der Mut den SPI bei starken NE Böen über 20kn zu setzen und wir verlieren einen Platz. Im Team zeigt sich leichte Unzufriedenheit über den verschenkten Platz, nach kurzer Absprache sind sich alle einig, wir gehen das Risiko ein, jeder gibt sein Bestes. Ab dann geht es nach dem Motto: „Wer es nicht ausprobiert und dabei auch Fehler macht – lernt es nie!“ Also wird der SPI jetzt immer gesetzt, auch schon einmal auf Halbwind. Der Einsatz und unsere angespannten Nerven machen sich bezahlt, wir bringen den 4. Platz, mit großem Abstand zur zweiten Gruppe ins Ziel. Die Stimmung ist super, keiner kann es glauben, dass wir so weit vorne mitfahren. Nach der ersten Regatta-Halbzeit zeigt sich für das Sailact-Team deutlich was Teamwork bedeutet. Jedem muss klar sein, worum es geht. Jeder muss seine Aufgaben bewältigen – ohne Ablenkung agieren, dem Partner vertrauen und keine Lücke zu lassen, die Sekunden kostet. Gemeinsam arbeiten heißt aber auch sich gemeinsam über Erfolge freuen. „Keiner hat mehr oder weniger Anteil am Erfolg“, so Leitgeb. Eine ganz neue Gruppe kann sich schnell zurechtfinden. Weiter geht’s.

3. Tag – 5. Wettfahrt

Es gibt  noch einmal richtig Wind mit 25 bis 30 kn und einer langen Wettfahrt von mehr als 4 Stunden. Nach einem guten Start hatten wir zu Beginn mit hohen Wellen zu kämpfen und sind beim ersten Schlag nicht richtig in Fahrt gekommen. Gott sei Dank hat sich das schnell gebessert und wir sind die weiteren Schläge sehr gut gefahren. An der Luvtonne wären wir auf dem 2. Platz gewesen aber ein Überläufer auf der Winsch hat uns Zeit gekostet und wir sind knapp vor dem 4. als 3. um die Tonne gegangen. Die Überläufer stellen sich als unser größtes Risiko heraus und scheinen ihre Ursache in der nicht perfekten Position der Winschen zu haben. Trotz einiger Techniken die wir entwickeln, um diese Lücke zu schießen,  kommt es immer wieder zu zeitraubenden Überläufern. Jetzt sind wir leider mit großem Abstand zum 2. auf einer kurzen Raumen, wir sind voll konzentriert und angespannt da wir uns für eine Halse auf diesem Kurs entschieden haben. Auf der Raumen sind wir noch einen Platz zurückgefallen –  leider eine Fehlentscheidung, eine kleine Krise aber alle bleiben voll auf ihre Aufgaben konzentriert, keine Kritik, jetzt ist der falsche Zeitpunkt dafür. Wir kleben am Heck von unserem Gegner und schieben uns langsam in Luv vorbei, leiser Jubel und jeder gibt weiter sein Bestes, der Abstand wird immer größer und wir konzentrieren uns schon wieder auf den 2. der vor uns liegt. Perfekter Trimm für die starken Böen, konzentrierte Zusammenarbeit haben uns geholfen, diese Krise schnell zu überstehen. Ab jetzt ist es wieder perfekt gelaufen! Am Wind können wir noch einige Meter gut machen aber auf dem folgenden langen Halbwindkurs, gibt es nichts zu gewinnen. Alle Schiffe laufen fast gleich schnell und trotzdem sind 90 Minuten totale Konzentration  gefordert, denn in jeder Böe möchte das Schiff in den Wind schießen. Auf dem letzten kurzen Am Wind Kurs vor dem Ziel ist der 2. scheinbar nicht mehr zu erreichen, trotzdem geben alle ihren vollen Einsatz bei jeder Wende und wir sind ihm noch erstaunlich nahe gekommen, aber die Distanz war doch zu groß und somit sind wir mit dem guten Platz 3 ins Ziel eingelaufen.

Eine 6. Wettfahrt

ist leider ausgefallen, weil das Schiff der Wettfahrtleitung ein Leck hatte und fast gesunken wäre. Somit konnten wir den zum Greifen nahen 3. Gesamtplatz nicht mehr erreichen und liegen nach 5 Wettfahrten auf dem für uns sensationellen 4. Platz, mitten in der Seglerelite. Geschafft, gut gemeistert. Die Regatta war kein Urlaub. Die Bedeutung von Schnittstellen wurde jedem im Schweiß seines Angesichts klar. Konzentration, Leistung, Professionalität aber auch Emotionen waren ab dem ersten Trainingstag gefragt. Sie haben am richtigen Ort und zur richtigen Zeit gelebt das Ergebnis gebracht und die internen CSI-Prognosen Lügen gestraft. „Eine Rolle in einem Team nach seinen individuellen Fähigkeiten, setzt die natürliche Motivation von jedem Menschen frei“, erklärt der Skipper. Vier Tage lang hat jeder erlebt, wie Team-Building laufen kann.